Warum sich Kalorienzählen nicht auszahlt.

Caloriesbomb © Raphael Volkmer
Caloriesbomb © Raphael Volkmer

Es gibt unglaublich zahlenaffine Menschen – die zählen einfach alles. Während sich die einen auf die Stufen bis zu ihrer Wohnung und die Stunden bis Feierabend beschränken, nehmen es andere genauer und zählen die Sekunden beim Zähneputzen sowie die Bürstenstriche beim Frisieren. Einige zählen die Minuten, die sie am Laufband durchhalten und manche sogar die Tage, die sie ihre Mitmenschen dank Alkohol- und Nikotinverzicht überleben werden. Prinzipiell habe ich nichts gegen das Zählen – es sei denn, es handelt sich um Kilokalorien, da verstehe ich keinen Spaß. Ich wage zu behaupten, dass die meisten „Speisverderber“, die bei jedem Bissen eifrig mit Kopfrechnen beschäftigt sind, nicht einmal genau wissen, was sie da überhaupt zählen. Zu gerne würde ich dem Ö3 Mikromann einmal die Frage „Wie viel Kilo hat eigentlich eine Kalorie“ in den Mund legen und genussvoll den Antworten des Otto Normalverbrenners, pardon, -verbrauchers lauschen. Ich habe zwar keinen Master in Ernährungswissenschaften, sehr wohl aber einen Hausverstand – und der ist nicht damit beschäftigt, in Fernsehspots über den Bildschirm zu flimmern. In Kilokalorien wird nichts anderes als der Energiewert eines Lebensmittels oder Gerichts ausgedrückt. Und gegen Energie kann ja erst mal keiner was haben. Ohne die würden wir vom Heimtrainer nämlich ebenso wie vom ergonomischen Bürostuhl kippen. Übergewichtige Diät-Wälzer und schlanke Hochglanzmagazine empfehlen unsereins jedoch lieber, darauf zu achten, wie viele Kalorien wir zu uns nehmen sollen, statt welche. Dabei ist jemand, der 300 dieser putzigen Energieeinheiten in Form von Vollkornbroten und Gemüse aufnimmt, gegenüber einem, der dieselbe Menge über Wurst oder Alkohol konsumiert, eindeutig im Vorteil. Ein anderes Beispiel: Eine Banane hat in etwa gleich viel Kalorien wie neun Stück Milchschokolade. Nicht nur, dass die gleiche Menge kcal unterschiedlich sättigt, sie wird von verschiedenen Menschen auch unterschiedlich schnell verbrannt.

Bild: Caloriesbomb © Raphael Volkmer

Wer beim romantischen Dinner jede volle Gabel in schweißtreibende Workout-Stunden umrechnet, kann genauso gut auf seinem Abnehmratgeber herumkauen, denn Kalorienzählen macht selbst die besten Gerichte ungenießbar – und den bedauernswerten Zahlenakrobaten gleich mit. Da hilft nur Eines: Eine Zähldiät. Wer nämlich nicht die ganze Zeit von Ziffern abgelenkt ist, der kann sich besser auf sein Bauch- und Sättigungsgefühl konzentrieren; darauf, was seinem Körper guttut und wie viel davon. Hat man die Rechen-Abstinenz erst einmal ein paar Wochen durchgehalten, stellt man fest, dass eine Kilokalorie gar nicht so schwer wiegt.

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  • Sehr schön! Genauso sehe ich das auch und war vor einigen Tagen fast dabei, auch einen Post darüber zu schreiben 🙂 Du sprichst mir aus der Seele!

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