Pardon, aber Jugend schmeckt anders.

Bild: Flickr © William Warby

Würde man in Mikromann-Manier Passanten auf der Straße spontan nach ihrem liebsten Jugendgetränk fragen, bekäme man wohl das gesamte Spirituosen-Regal eines gut sortierten Lebensmittel-Einzelhändlers aufgezählt. Alkopops, Dosenbier und Partyschnaps sind das Erste, was einem angesichts der sogenannten „Jugend von heute“ in den Sinn kommt. Aber auch Erfrischungen im Plastikbecher könnten gegenüber der erwachsenen Variante im – gerne auch langstieligen – Glas als Jugendgetränke missverstanden werden. „Frucade!“ werden die Retro-Fans rufen, „Himbeerkracherl!“ hört man die Nostalgiker verzückt kontern. Dazwischen das nachdenkliche und beschämte Schweigen derer, die gerade merken, dass sie sich gar nicht mehr an ihre Jugend, geschweige denn ihr Jugendgetränk erinnern können – wofür sie diesem selbstredend die Schuld geben. So muss man sich als Teilnehmer bei Jugend forscht fühlen. Doch beim Blick in die Getränkekarte folgt die Ernüchterung: „Soda mit Himbeersirup“ steht da. Gerade noch selig in der eigenen Adoleszenz schwelgend, trifft einen die Erkenntnis, dass die angepriesene Jugend auch nur Wasser mit Geschmack sein soll, umso schwerer. Dabei ist das Jugendgetränk nicht etwa der Phantasie eines aberwitzigen Gastwirts entsprungen, sondern stammt aus dem Gewerberecht. Dieses schreibt vor, dass jede Gaststätte, die alkoholische Getränke ausschenkt, auch mindestens zwei Sorten alkoholfreier Durstlöscher anbieten muss, die wiederum speziell gekennzeichnet werden müssen. Und „speziell“ ist die Namenswahl zweifelsohne, vor allem wenn man beobachtet, von wem das Jugendgetränk vorwiegend bestellt wird: Autofahrer, Senioren mit Überzucker, dauerblanke Studenten, denen das Leitungswasser inzwischen vergangen ist, und Frauen, die beim auf die Linie Schauen auf ein wenig geschmacklichen Pepp nicht verzichten wollen. Welcher Fünfzehnjährige wäre so tollkühn, sich vor seinen Freunden die Blöße zu geben, und in aller Öffentlichkeit ein „Jugendgetränk“ zu bestellen? Dann schon lieber ein Cola-Rum, mit Strohhalm versteht sich. Und wer kann es ihm verübeln? Bei einer gleichpreisigen Alternative in Blassrosa, die schon als Skiwasser nicht punkten konnte.