Unlängst war ich auf einer Genussmesse. Anders als bei zum Beispiel einer Ferien- oder Automesse, geht man da nicht hin zum Gustieren, sondern ganz ungeniert zum Probieren. Und zwar reichlich. Geht ja gar nicht anders, wenn man jedem der sympathischen Standbesitzer die gleichen Chancen einräumen will. Also wird fleißig gedippt, gelöffelt, gekippt und geknabbert. Bei Safran-Orangen-Marmelade, original italienischer Bruschetta-Paste und feinstem Dattelessig bleibt kein Probierlöffelchen unbenutzt und jedes kleinste Anzeichen von Sättigung wird einfach mit dem nächsten Bissen hinuntergeschluckt. Wenn es dann gegen Ende aber doch hart auf hart – oder satt auf satt – kommt, muss man Prioritäten setzen. Käse schließt den Magen, heißt es. Aber was wäre die schönste Völlerei ohne einen süßen Nachtisch als krönenden Abschluss? Da ist die Zartbitter-Wein-Schokolade ein heißer Tipp. Oder wie wär’s mit den karamellisierten Zimt-Kürbiskernen? Beides offensichtlich nicht heiß genug. Die meisten Menschen neigen ja dazu, auswärts immer zu dem zu greifen, was es bei ihnen zuhause nicht gibt – also exotische Speisen, teure Spezialitäten und, wie in diesem Fall, Würfelzucker. Die edlen weißen Quader dürften in vielen Haushalten ein seltenes Gut sein. Klar, Zucker hat jeder daheim – aber nicht in Würfelform! Vielleicht ist überraschend auch ein Würfelzuckerengpass eingetreten, von dem ich nichts mitbekommen habe – würde mich bei den auf den Stehtischchen aufgetürmten Massen ehrlich gesagt nicht wundern. Anders kann ich mir die vielen kristallzuckerknirschenden Hamsterbacken in der Messehalle jedenfalls nicht erklären. Dann mal lieber los und schnell noch eine Packung mit weißen, feinkristalligen Goldbarren sichern.
