Holefoods Loch und Löcher

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Der Fasching 2014 war ein herber Schlag für die Faschingskrapfen-Gemeinde. Als auf der Mariahilfer Straße die erste Dunkin Donuts-Filiale Wiens eröffnet hat, waren die randvoll mit Krapfen gefüllten Vitrinen von Groissböck, Ströck, Aida und Oberlaa völlig uninteressant und die Stadt plötzlich voller donutgesteuerter Homer Simpsons. Wer braucht schon einen hausgemachten flaumigen Krapfen mit fruchtiger Marillenmarmelade mit einem eitzerl Rum, wenn er einen industriellen picksüß gefüllten und giftg glasierten Hefekringel haben kann? Eben! Mag sein, dass das Marketing der amerikanischen Kette ganze Arbeit geleistet hat und das Gebäck in manchem Ösi Erinnerungen an den Urlaub im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, nach einer Mahlzeit an Herzversagen zu sterben, wachruft, vielleicht liegt der Reiz aber auch ganz woanders, nämlich in der wahrhaft goldenen Mitte.

Das aus der Welt der Designer-Jeans bewährte Motto „Je mehr Löcher das Produkt hat, desto mehr reist es in die Geldbeutel seiner Käufer“ ist längst auch bei den Lebensmitteln angekommen. Ein Handsemmerl um 80 Cent? – Eine Frechheit! 1,20€ für den Bagel natur? – Da nehm‘ ich gleich vier, bitte! Croissants kosten inzwischen weniger als ein Packerl Mehl. Der Cronut von Dominique Ansel geht am New Yorker Mehlspeisen-Schwarzmarkt aber für 100$ das Stück weg. Und wenn ein Baguette heute als „traditionell“ oder „artisan“ gelten will, muss es schon mindestens aus gleich vielen Luftlöchern wie Teig bestehen. Kein anderer Schweizer Käse hat auf der ganzen Welt – wohlgemerkt auch bei Imitatproduzenten aus aller Welt – so viel Popularität erlangt wie der Emmentaler. Und weil ein gewöhnliches Spiegelei nun mal nie so gut schmeckt wie aus einem Loch gelöffelt, präsentiert uns Buzzfeed grandios betitelte „31 Eggs in Exciting Holes“. Na, schon aufgeregt?

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Überraschenderweise hat sich die Küchenzubehör-Industrie mit ihren Stanzern und Entkernern dem Trend bisher eher zaghaft angenommen. Wenn dann aber erst einmal der erste patentierte Lebensmittellocher auf den Markt kommt, geht er bestimmt weg wie warme, nun ja, Löcher. Sollten sich unter euch ein paar findige Unternehmer befinden, die mit weniger einfach mehr Kohle machen möchten, hier ein paar Geschäftsideen zur freien Benutzung:

  1. Der Burgel: Der Bagel-Burger hilft seinem Anbieter nicht nur beim Sparen von kostbarem Fleisch, sondern auch Geschirr. Die Pommes werden einfach in der Mitte versenkt.
  1. Der Sacherhupf: Die Sachertorte in Gugelhupfform vereint gleich zwei beliebte österreichische Mehlspeisenklassiker. Mit der Schokoglasur lässt sich obendrein Schadensbegrenzung betreiben, wenn der Kuchen mal wieder in der Form kleben geblieben ist.
  1. Ringförmige Melonen aus Japan: Die von Tetris-Fans lang ersehnte Antwort auf die Frage „Was kommt nach den quadratischen Wassermelonen?“
  1. Der Kornsimit: Eine Gebäckspezialität irgendwo zwischen Kornspitz und Simit – das brotgewordene Symbol österreichisch-türkischer Freundschaft.
  1. Die Nürnberger Rißbratwurst: Ketchup und Senf spielen im Inneren dieser holen Wurstvariante Verstecken, bevor sie sich schließlich auf einem weißen Hemd wiederfinden.
  1. Fisch-Ringchen: Das Produkt zur überfälligen Aufklärungskampagne frei nach Mundl Sackbauer „Mei Fisch is ned eckat“. Wie schmeckt dir das, Käpt’n Iglo?!
  1. Holey Pizza: Endlich kommen Fans von knusprigem Pizzarand voll auf ihre Kosten, ohne den lästigen vom Belag aufgeweichten Mittelteil in Kauf nehmen zu müssen.
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