Mein Tipp gegen die Weihnachtsstimmung.

Bild: wonggawei, Flickr

Während Christkind und Weihnachtsmann im aktuellen Werbespot eines Mobilfunkanbieters mehrmals täglich zankend über den Bildschirm flimmern, scheint der Kampf auf den Adventmärkten längst entschieden. Am Wiener Rathausplatz wird man zwar von leuchtenden Buchstaben zum traditionellen „Christkindlmarkt“ begrüsst, davon darf man sich aber im wahrsten Sinne des Wortes nicht blenden lassen. Die vielen bunten Lichter, das Überangebot an kitschigem Plastikaufputz für den Christbaum und die nervtötende typisch amerikanische Vorweihnachtsbeschallung passen eher zum bärtigen Coca-Cola schlürfenden Opa im weiss-beflauschten Samtanzug als zum traditionell österreichischen Christkind. Von stiller Nacht ist auch keine Spur – dafür sorgen die Diabetes heraufbeschwörenden Punschmixturen, die zwar tassenweise ausgeschenkt, von den meisten Marktbesuchern aber kanisterweise in sich hineingeschüttet werden und wenn nicht im Grölen von Weihnachtsliedern, dann in lautstarken Auseinandersetzungen gipfeln. „Dumper“ wird es auf den heutigen Christkindl-, pardon Santa Claus-Märkten auch nicht mehr. Noch bevor die Dämmerung einsetzt, wird der Stromverbrauch ordentlich angekurbelt und alles von millionen glühwürmchengrossen Lämpchen erleuchtet. Zur roten Polyester-Mütze mit blinkendem Bommel trägt man also am besten ein paar selbstgeschnitzte Sonnenbrillen. Und was wäre Weihnachten ohne Kekse? Oder sollte ich besser sagen Cookies? Bei Linzeraugen in Tortenbodendimensionen und kindskopfgrossen Buchteln kann man nur froh sein, dass hierzulande kein Weihnachtsmann durch den heimischen Kamin geklettert kommt und sich an Keksen und Milch labt – am Rückweg würde er garantiert stecken bleiben. Auch für den pikanten Gusto ist mehr als gesorgt. Mandeln und Kartoffelecken sind allerdings nicht das einzig Gesalzene.  2,70 Euro zahlt man hier für eine Handvoll Maroni. Die Hälfte davon ist zwar faul, dafür ist das Papierstanitzel, das sich bei Bedarf – und der ist nach dem Verzehr von zwei Schmankerln aufwärts garantiert gegeben – praktischerweise zum Spuckbeutel umfunktionieren lässt, im Preis inkludiert. Wenn man Glück hat ,verdirbt man sich nur den Appetit und nicht gleich die ganze Weihnachtsstimmung, in die man sich die letzten Tage über mühseelig mit Duftlampen, Keksebacken und Krippenbasteln zu bringen versucht hat. Wer Familie und Freunden eine Freude machen will, der fährt anschliessend nach Hause und bäckt ihnen frische Lebkuchen oder bastelt für sie einen Strohstern, alle anderen decken sich vor Ort noch mit glitzernden Weihnachtgeschenken ein. Ganz unter dem Motto, damit wenigstens irgendetwas funkelt, wenn schon nicht die Augen des Liebsten. Nach einer Heimfahrt gemeinsam mit fünfzig Langos knuspernden Touristen mit Filz-Elchgeweihen ist man entweder erfolgreich zum Santa Clausismus konvertiert oder schwört sich selbst, sein „last christmas“ auf einem Adventmarkt zugebracht zu haben. Zumindest in Österreich – wer weiss, vielleicht ist in Amerika ja alles ganz anders.

No Comments

  • Uije Sarah, erst der 1.Dezember und schon so grantig? 🙂

  • Wenn ich noch einmal Last Christmas höre, dann krachts. Aber ansonsten sehe ich alles lapidar, man kann ja dem Weihnachtstrubel entgehen und daheim in den eigenen vier Wänden schöne Sachen machen. Kekse backen z.B. 🙂 Ich bekämpfe die Weihnachtsliederflut übrigens mit Rammstein. In voller Lautstärke!

    Liebe Grüße
    Nadja

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