Neueröffnung: Restaurant „Zum eigenen Herd“.

Photo by Soroush Karimi on Unsplash

Den Appetit holt man sich woanders aber gegessen wird zuhaus. Zack, geradewegs wird man in die erste Reihe einer 90er-Jahre-Talkshow über imaginäre Seitensprünge katapultiert. Weil das pikante Thema Fremdgehen von Berufsstreithähnen wie Arabella oder Türk aber schon mehrfach zu Tode diskutiert wurde, widme ich mich lieber dem „Fremdessen“. Will man sich belohnen oder einfach etwas Gutes tun – von einem Seitensprung mal abgesehen – gönnt man sich einen Besuch in einem guten Restaurant. Darauf wird gerne auch mal ein paar Wochen gespart. Aber wozu eigentlich? Damit man in edlem Ambiente kleine Kunstwerke aufgetischt bekommt, die dem Aufgebot an auf Hochglanz polierten Esswerkzeugen mengenmäßig klar unterlegen sind? Weil dort gutes Essen aus guten Zutaten serviert wird, möchte man meinen. Aber isst man im Restaurant wirklich etwas Besseres? Fleisch-Importe aus Asien und Fernsehreportagen über Burn-out gefährdete Hygiene-Kontrolleure erzählen eine andere Geschichte. Kein Wunder, dass Secret Dining und Guerilla Cooking geradezu boomen und immer mehr selbsternannte Gastronomen in den eigenen vier Wänden Gäste bekochen. Die meisten Küchenchefs tun dies bekannterweise auch nur mit Wasser und die Lebensmittel im eigenen Kühlschrank stehen denen in der Gastronomie um nichts nach. Wer sich einen Großmarkt als überdimensionalen Billa ums Eck vorstellt, wird spätestens von der fehlenden Bio-Abteilung zurück in die Realität geholt. Es soll zwar Gastronomen geben, die sich die Mühe machen, ihre Bio-Zutaten direkt bei Erzeugern aus der Region zusammenzusammeln und sich die jährlichen Kosten einer Bio-Zertifizierung leisten können – die muss man aber suchen. Inzwischen gilt es ja schon als naiv, wenn man in einem Wiener Gasthaus ein niederösterreichisches oder wenigstens rot-weiß-rotes Hendl erwartet. Beim Frühstücksei lässt sich die Herkunft noch einfach feststellen, auf Panier und Käsekruste sucht man einen Zahlencode aber vergebens. Weil wir nun mal keine Nahrungsmittel, sondern Mahlzeiten, mehr oder weniger raffinierte Gerichte und am liebsten unsere Leibspeisen essen, spielt neben hochwertigen Zutaten natürlich auch deren Zubereitung eine wichtige Rolle. Ein Grund mehr, sich hin und wieder mit dem Luxus eines selbstgekochten Festmahls zu belohnen – schließlich kennt keiner den eigenen Geschmack so gut wie man selbst. Wer beim Kochen gerne Gesellschaft hat, der besucht am besten eine „Openkitchen“ oder organisiert gleich seine eigene. Für die Zutaten ist man selbst verantwortlich, für Kochausstattung, nette Bekanntschaften und jede Menge Spaß ist gesorgt. Ob in Gesellschaft oder allein, ich werde ab sofort auf jeden Fall wieder öfter zu Gast im Restaurant „Zum eigenen Herd“ sein.

No Comments

  • Da kann ich nur zustimmen. Wenn ich zuhause esse, weiß ich, was drin ist, und meistens schmeckt es auch noch besser als im Lokal. Schlimm eigentlich.

    Liebe Grüße

  • So schlimm aber auch wieder nicht. Schließlich spart zuhause essen Geld, Umwege durch die Stadt und Magenknurren, wenn das Essen wieder auf sich warten lässt. Und wenn man dann doch einmal keine Lust hat, selbst zu kochen, dann lässt man sich eben bei guten Freunden einladen 😉

    Lieber Gruß,
    Sarah

  • Recht hast, aber irgendwie bin ich manchmal schon sehr enttäuscht vom Gasthausessen. Bei uns im Heimatort gibts so eine Kaschemme (ein hübsches Wort!), die wird jedes Jahr schlechter. Mittlerweile trau ich mich sagen, dass ich den Vogerlsalat mit Knoblauch und Erdäpfeln und den Apfelstrudel schon besser hinkriege als die.

    Das mit dem Magenknurren kommt aber aufs Rezept an! 😉 Wenns zu kompliziert ist, dann wird es ganz schlimm, aufs Essen zu warten.

    Meine Freunde kochen kaum. (Und wenn, dann mit Maggi Fix. Uargh.)

    Liebe Grüße aus Graz~
    Nadja (die sich jetzt am Bauernmarkt mit Frischgemüse eindeckt!)

Comments are closed.