Die To-Eat-Liste ist gegessen.

Photo by Cathryn Lavery on Unsplash

Sushi, Fried Chicken, Thai Food, Finnischen Honig, Asian Cuisine und noch eine ganze Reihe anderer Köstlichkeiten stand bei meinen zukünftigen Studienkollegen auf der To-Do-, pardon, To-Eat-Liste vor ihrem Umzug nach Bra. Henkersmahlzeit, oder wie? Dabei ist es nicht gerade so, als ob wir das kommende Jahr im kulinarischen Exil verbrächten. Weinberge, Trüffelwälder, ganze Kleinstädte aus Gewächshäusern – ein Spaziergang durch die idyllische Umgebung im Piemont macht Appetit. Schon beim morgendlichen Joggen feuern einen die überall aus der Erde lugenden leuchtend grünen Salat- und bordeauxfärbigen Radicchioköpfe an und erinnern einen an das eigentliche Ziel der sportlichen Ertüchtigung: das Frühstück. Auf den Marktständen posieren Parmigiano Reggiano-Laibe und glubscht einen frischer Mozzarella aus zugezwirbelten Plastikbeuteln an. Neben frischem Fisch und Meeresfrüchten kandidieren Pasta fresca, Gemüse der Saison und Salsiccia di Bra fürs Mittagessen. Lässt man den Tag dann abends in einer Bar bei einem gemütlichen Aperitivo ausklingen, findet man am Tresen kaum Platz, weil jeder Zentimeter von großen Tellern besetzt ist, auf denen sich Foccacia, Formaggio, Salame, Tatar, Oliven und Tomaten türmen.

Bild: © Sarah Krobath

In dieser lukullischen Umgebung werden wir ab Ende November an der Universität für Gastronomische Wissenschaften das studieren, was uns den ganzen Tag durch den Kopf geht, uns Schmetterlinge – oder eher Raupen Nimmersatt – in den Bauch zaubert und unsere Herzen höher schlagen lässt. Liebe? Fast. Esskultur! Und damit irgendwie doch wieder Liebe. „Food is love“, war auf dem Blog einer finnischen Mitstudentin kürzlich zu lesen, nachdem sie sich durch das Schlaraffenland der Terra Madre gekostet und auf der Slow Food-Messe in Turin andere Studenten der Universität kennengelernt hatte. Freundschaften schließt man in diesem herzlichen Umfeld so schnell wie früher im Sandkasten – nur eben bei einem Glas Barolo und einem Stück Castelmagno oder hauchdünn aufgeschnittenem Prosciutto statt Sandkuchen. „People who love to eat are always the best people.“ Das Zitat stammt von Julia Child und ich bin mir sicher, hätte es die Universität damals schon gegeben, die gute Frau hätte in Paris ihre Töpfe und Pfannen gepackt und sich an ihr eingeschrieben.

Bild: © Sarah Krobath

Vor uns liegt ein Jahr, in dem sich alles um gute Lebensmittel dreht – wie sie riechen, wie sie schmecken und wie sie produziert werden. Darüber, was ich in Wien unbedingt noch essen muss, habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Das letzte, das ich vor meiner Abreise um halb Fünf Uhr morgens verspeist habe, war ein Stück Schwarzbrot, das eine benachbarte Bäuerin gebacken hat, mit Butter und der selbstgemachten Zwetschgenmarmelade meiner Mama. Meine Lieblinge aus der Steiermark habe ich kurzerhand nach Italien exportiert: Kürbiskernöl, Apfelessig aus einem Fass von meinem Papa und Käferbohnen, Käferbohnen, Käferbohnen. Übers Heimweh hilft mir das Kochbuch „Österreich vegetarisch“ hinweg und die Zutaten für den Kaiserschmarrn, mit dem ich meine italienischen WG-Kollegen überraschen möchte, finden sich auch hierzulande in jedem Supermarkt. Soviel steht fest: Wenn ich so etwas wie eine To-Eat-Liste brauche, dann für die nächsten zwölf Monate.

No Comments

  • Coole Sache, das hört sich wahnsinnig spannend an. Ich bin ja schon sehr neugierig auf deine Erfahrungen. Solltest du was wahnsinnig Steirisches brauchen, schick ich es dir gerne 🙂

    Liebe Grüße
    Nadja

  • Hehe, vielen Dank! Nicht dass die Italiener und meine Mitstudenten aus aller Welt noch glauben, in Österreich wäre jedes Bundesland wie das andere 😉 Stiria!
    Lieber Gruß,
    Sarah

Comments are closed.