Die Vorspeisen-Diät.

Bild: Fred’s © Food Face Plate

Immer öfter ertappe ich mich im Restaurant beim Bestellen einer Vorspeise. Allerdings nicht als Appetizer, als der sie eigentlich gedacht ist, sondern an Stelle eines Hauptgangs. Wer jetzt die Hände über dem Kopf zusammenschlägt, weil er die schmucken Appetithäppchen vornehmer Fünf-Sterne-Paläste vor Augen hat, bei deren Verzehr man mehr Kalorien verbrennt als man überhaupt zu sich nimmt, der kann beruhigt sein. In derlei Lokalitäten bin ich nämlich nur selten zu Gast und das, was einem heutzutage im Durchschnitts-Restaurant als Vorspeise kredenzt wird, geht ohne weiteres als normale Mahlzeit durch – was man von den Hauptspeisen nicht behaupten kann. Manche davon würden auch als Familienportion eine gute Figur machen – ergo eine schlechte bei dem, der sie verzehrt. Das hat auch der Designer und Autor Alex Bogusky beim näheren Betrachten der Teller in seiner Heimat, den USA, festgestellt. Diese haben sich nämlich seit 1970 auf mysteriöse Weise von 9 auf 12 Zoll (also um knapp 8 Zentimeter!) vergrößert – und simultan dazu auch der Bauchumfang der Bevölkerung. Da kommt mein Vorspeisen-Tipp ja gerade recht. Wer weiß, vielleicht schlummert in mir die nächste Sasha Walleczek – ein neuer Ernährungsguru, der nur darauf wartet, auf die übergewichtige Menschheit losgelassen zu werden, um ihr endlich zur höchsten Stufe der Erlösung – der Bikinifigur – zu verhelfen. Ich sehe mein Buch und die dazugehörige Hörbuchreihe schon im Schaufenster stehen: „Die Vorspeisen-Diät“. Oder besser, weil weniger nach Verzicht klingend: „Die Vorspeisen-Methode“. Sicher ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich meine eigene Show im Privatfernsehen bekomme. Die lukrativen Sponsorenverträge mit Lebensmittelproduzenten und Catering-Firmen sind schon unterwegs in meinen Briefkasten. Ein idiotensicherer Plan! – Fast. Wer sich nämlich, vorsätzlich oder nicht, von der heimtückischen Bezeichnung „Vorspeisen-Platte“ täuschen lässt, hat im Nu wieder eine Portion à la Mr. XXL Jumbo Schreiner auf dem Tisch und anschließend auf den Rippen. Aber darum soll sich dann ein anderer Besseresser kümmern.

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  • …und Vospeisen sind auch was für’s kleine Geldbörserl. Also ich l(i)ebe diese Diät 😉

  • Wie wahr! Ich hatte letztens beim Mexikaner eine Vorspeise, die beinahe größer als die Hauptspeise meiner Begleitung war, nur wesentlich günstiger. Und das Beste an dieser Diät ist, dass es keine ist 🙂

  • Toller Artikel!
    Das mit dem Buch und dem Fernsehen klappt bestimmt!!!!!
    Schönen Tag noch
    Mama

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