Essen macht schön.

Bild: Ryan McGuire

„Man kann nicht den ganzen Tag essen, aber sich eincremen“, scheint sich die Kosmetik-Industrie zu denken. Das würde erklären, weshalb Schokolade und Obstsorten von A wie Aprikose bis Z wie Zitrone neben den Supermarktregalen vermehrt jene der Drogeriemärkte bevölkern. Körperbutter mit Himbeer-Duft, Shampoo, das die Haare riechen lässt, als hätte man eine Kokosnuss direkt mit seinem Kopf geknackt und Lippenpflege, die nach Cola schmeckt – von der Fülle an nach Süßigkeiten benannten Nagellacken ganz zu schweigen. Schön, Kleopatra hat angeblich in Milch gebadet und auch auf den Pyjamapartys von mir und meinen Freundinnen durfte früher die obligatorische Gurkenmaske inklusive dekorativer Scheiben für die Augen nicht fehlen. Der Milchmädchenrechnung „Was gesund ist, kann für Haut und Haare nicht schlecht sein“ kann ich gerade noch folgen. Aber Mango-Sorbet fürs Dekolleté? Kakao für die Hüften? Und Kaugummi für die Lippen? Während früher höchstens der Clown in einem schlechten Zirkus-Sketch eine Torte ins Gesicht bekam, ist frau heutzutage von Kopf bis Fuß auf Dessert eingestellt. Die Spülung mit weihnachtlicher Zimt-Nelken-Duftnote können sich die Pflegehersteller getrost in die Haare schmieren. Nur weil ich Lebkuchen nicht widerstehen kann, muss ich noch lange nicht wie einer riechen. Wenn ich Lust auf Zuckerwatte habe, fahr ich in den Wiener Prater und kauf mir einen Holzstab mit gesponnenem Zucker, keinen Pflegestift mit nachempfundenem Aroma. Die Gewichtsaufpasser unter uns sehen das womöglich anders. Vielleicht gibt es sogar bereits Verfechter der neuen Trend-Diät, bei der diesmal wirklich alles erlaubt ist, solange es in einem Seifenspender, einer Spraydose oder als Lippenstift daherkommt. Stangensellerie und Magertopfen im Kühlschrank; Mousse au Chocolat, Vanillepudding und Bananasplit im Badezimmer. Statt sich seinem Heißhunger auf Süßes hinzugeben, macht man ihm einfach mit ein paar Sprühstößen Vanille-Mandarinen-Deo Luft. Wie wär’s mit einer Anti-Cellulite-Creme mit einem Hauch von Crème Brûlée? Oder einem straffenden Peeling à la Stracciatella? Die Kennzeichnung „für fettendes Haar“ bekäme durch ein Shampoo mit Donut-Aroma auch eine ganz neue Bedeutung. Ich für meinen Teil hab den Obstsalat und diverse Nachspeisen ja lieber im Bauch als auf dem Körper, es könnte aber gut sein, dass sich wieder einmal die ein oder andere Gurke in mein Gesicht verirrt. Mit dem Essen spielt man nicht, heißt es – von schmieren und sprühen hat keiner was gesagt.

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  • Hallo Sarah, spannende Perspektive, super Text. Ich find halt immer, dass ich auch bei Kosmetik am liebsten was habe, was man theoretisch auch essen könnte. In vielen Produkten steckt viel Erdöl und verschmutzt das Grundwasser, sei es Duschgel, Shampoo etc., deshalb bevorzuge ich Produkte aus natürlichen Zutaten und das sind halt häufig Bestandteile, die auch Lebensmittel sind. Am besten ganz natur, ohne Konservierungsmittel und wenn möglich auch ohne Alkohol, mein Favorit sind die Sachen von Ringana http://www.ringana.com/351011 – ein innovatives österreichisches Unternehmen oder selber was mischen geht natürlich auch ;-), vielleicht sollten wir mal einen Kochworkshop mit selbst gemachten peelings etec. anbieten…..

  • Liebe Claudia,
    da bin ich ganz deiner Meinung. Mir sind auch Pflegeprodukte aus natürlichen Pflanzenstoffen am liebsten. Wenn man jedoch einen Blick auf die Rückseite mancher Seifenspender z.B. mit der Aufschrift „Honig und Milch“ wirft, findet man darauf weder das Eine, noch das Andere, dafür aber unzählige unaussprechliche Fremdwörter. Besonders amüsant finde ich wie gesagt den Trend von Pflegeprodukten, die süßen Sünden nachempfunden sind – damit man zumindest nach dem, was man sich verbietet, duften kann. Danke für den Tipp mit Ringana – das Unternehmen kommt ja sogar aus meiner Heimat 😉 Ein DIY-Workshop wäre bestimmt ganz interessant. Da immer mehr Menschen die Pflegeprodukte der Industrie nicht vertragen, dürfte wohl auch die Nachfrage gegeben sein.
    Lieber Gruß,
    Sarah

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