Küchenglück auf Messers Schneide.

Bild: Schneidebrett von sticky jam

Freitag Nachmittag im Supermarkt meines Vertrauens – also dem in meiner Straße – die Schlange vor der Kassa reicht bis nach hinten in die Gemüseabteilung. Also mache ich was man am liebsten macht, wenn man wieder einmal keinen Einkaufswagen genommen hat, weil man eh nur zwei, drei Dinge braucht, um dann letztendlich zwölf, dreizehn Sachen zwischen Händen, Oberkörper und Hals zu balancieren – ich stelle mich ganz hinten an. Um mich von dem Eierkarton, der gerade gefährlich ins Rutschen gerät, abzulenken, gehe ich auf Einkaufswagen- und Kassaband-entdeckungsreise – die beste Art für das eigene Abendessen zu brainstormen. Normalerweise tun sich beim Anblick fremd zusammengetragener Einkäufe hunderte Rezeptideen auf. Heute nicht. Dafür aber die Frage: Ja, haben die denn alle keine Messer zuhause? Egal wohin ich schaue, alles nur Scheiben, Schnitten, Stückchen. Aufgeschnittenes Brot, niedergemetzeltes und anschließend unter Cellophan begrabenes Gemüse, Obst in allen Formen des Kubismus und gerechterweise in exakt gleichgroße Stücke geteilte Strudel, der doppelt und dreifach verpackte Wurst- und Käseaufschnitt lässt sich nur erahnen. Klar, hat jeder schon einmal eine Phase gehabt, in der er sich alles über der Zwei-Zentimeter-Grenze von fremder Hand fein säuberlich aufschneiden ließ. Das nennt man Kindheit und bei den meisten endet sie mit etwa zehn Jahren. Heute muss sie das nicht mehr. Wenn Mama einem nicht mehr das Schnitzel zerstückelt, dann macht das eben der zuvorkommende Verkäufer, die liebe Schneide-maschine oder ihre industrielle große Schwester. Wenn sich dann doch einmal eine ganze Frucht, womöglich auch noch in ihrer Originalschale verpackt, in die Obstschale verirrt, ist die Ratlosigkeit natürlich groß. Wie gut, dass es Menschen gibt, die sich über solche Notfälle den Kopf zerbrechen und ihnen mit kuriosen Erfindungen auf die Pelle rücken. Endlich kehrt wieder Leben in die Bestecklade ein! Dort, wo früher einmal die Jausen- und Brotmesser daheim waren, haben es sich jetzt bunte Plastikspielzeuge bequem gemacht. Eierschneider, Apfelteiler, Avocadoschneider, Salat- und Kräuterscheren machen im Handumdrehen aus jedem ein tapferes Schneiderlein. Zum Schluss noch ein kleiner Tipp: Für den Fall, dass sich in Ihre Lade doch noch ein altmodisches Messer verirrt hat, stiften Sie es nicht gleich dem nächstbesten Museum, zum Tortenheber umfunktioniert lassen sich damit vorgeschnittene Tiefkühltorten nämlich ganz wunderbar in Position bringen.

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  • Hatte kürzlich ein interessantes Gespräch mit einer Freundin über diesen bereits gewaschenen und essfertigen Salat.
    Ich: „Bäh, das Zeug ist ja schon ganz gammelig an den Ecken!“
    Sie: „Aber dafür kann ich es schneller essen.“ Ganz leise: „Auch, wenn immer ein paar Stücke verfault sind…“

    Da kann man gleich Karton essen, der hat sicher mehr Vitamine!

  • Ja, Vitamine sind da sicher keine mehr drin. Überhaupt soll man Salat sowieso nie schneiden sondern nur zerpflücken. Also lieber zwei, drei Minuten mehr investieren. Vielleicht kannst du deine Freundin ja noch überzeugen 😉

    Lieber Gruß,
    Sarah

  • Ich fürchte, bei ihr ist Hopfen und Malz verloren, da sie sogar im tiefsten Winter Tomaten und Gurken aus Spanien kauft und Nudelsauce mit Maggi Fix macht. Aber ich tue mein Bestes 😉

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