Liebe auf den ersten Strich.

Bild: © Sarah Krobath

Was kommt aufs Jausenbrot, ist weder Fisch, noch Fleisch, nicht Tofu, kein Käse und auch nicht bloß Butter? Richtig: Der Aufstrich. Im besten Fall ist er sogar alles auf einen Streich. Von biologischer Curry-Ananas-Schmiere bis zu veganem Schmalzaufstrich mit Bratlfett-Geschmack auf Sojabasis bekommt man heute im Supermarkt alles, was sich per Buttermesser aufs Gebäck befördern lässt. Dabei braucht es für einen erstklassigen Aufstrich nicht mehr als ein paar gute Ideen und noch bessere Zutaten. Der Versuch herauszufinden, was ein Aufstrichbrötchen drauf hat, scheitert jedoch in den meisten Fällen. In Vitrinen und Auslagen träumen Weißbrotscheiben, die mit Pampe in vier Beige- und drei Rosé-Abstufungen verunstaltet worden sind, von einem schnellen Tod als Fingerfood. Statt die mit 32 Zähnen ausgestattete Kundschaft, die inneren Werte eines Aufstrichs ergründen zu lassen, wird der Pürierstab bis zum Kabelbrand bemüht. Geheimrezept? Wohl kaum, denn offenbar ist die Mehrheit der Catering-Anbieter, die ihre Brötchen mit ebendiesen verdienen, bei Eisalat und Lachsersatz kleben geblieben – daran können selbst unaussprechliche Namen oder eine Reinkarnation als Bagel nichts rütteln.

Bild: © Die Aufstricher

Von den schnittigen Kreationen „der Aufstricher“ hingegen, können sie sich eine Scheibe abschneiden. Margarine und Philadelphia sind ab sofort streichbar, stattdessen warten Rohmilchbutter vom Bauern, Bio-Sauerrahm und selbstgemachtes Kräuterpesto nur darauf, einen Brotrücken eincremen zu dürfen. Kein Wunder, die Backwaren, die beim Start-up aufs Schneidebrettchen kommen, sind schließlich vom Feinsten, pardon, vom Pheinsten – sie stammen vom Joseph in der Naglergasse. Wenn Christian, Clemens und Anna ihre Streichkünste mit farbenprächtiger Tomatenbutter und violettem Bohnenaufstrich zum Besten geben, haben nicht nur die Geschmacksnerven ihre Freude. Das Auge hat sich auf den ersten Blick in die Deko aus Lavendel und Gänseblümchen verschaut, während das Ohr von klingenden Namen wie „Frühlingstanz“ und „Schmetterlingsfalle“ verzückt nur noch „Mmmh“ und „Oooh“ registriert. Die Aufstricher haben sich vorgenommen, dem gemeinen Aufstrichbrot zu demselben supersexy Image zu verhelfen, wie einst Helge Schneider dem Käsebrot. Mit ihrem Catering beim Feschmarkt in der Ottakringer Brauerei und bei diversen Vernissagen wie etwa in der Kulturdrogerie sind die drei auf dem besten Weg dorthin – und sie freuen sich über Gesellschaft. Für Reiseproviant ist jedenfalls reichlich gesorgt.

Bild: © Die Aufstricher

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