Vielen Dank für die Blumen. Sie waren köstlich!

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Nicht mehr lange, dann wechseln Rosen wieder bundweise den Besitzer, werden in den Blumengeschäften Sträußchen im Akkord gebunden und geht alles, was rot blüht, schneller weg als die Blütenblätter beim „Er liebt mich, er liebt mich nicht“- Gänseblümchenorakel. Welche Blumen man der Liebsten zum Valentinstag überreicht, will freilich gut überlegt sein. Fleurop-Kunden können immerhin aus einem fixen Angebot wählen, stehen früher oder später aber doch vor der zermürbenden Entscheidung zwischen „Du bist mein Sonnenschein“ (Rosen, Waxflower, Kamille in Gelb), „Du bist meine Schneekönigin“ (Amaryllis, Calla und Baumwolle) oder „Du bist meine große Liebe“ (Rote Rosen, was sonst?). Memo an mich: Sollte ich mich noch einmal beruflich umorientieren, werde ich kreativer Blumenstraußtnamensentwickler.

Beim Blumen-Knigge konformen Einkauf gilt es insbesondere bei der Wahl der Farbe weise vorzugehen. Mit Rot ist man auf der sicheren Seite, outet sich aber als gleichzeitig als wenig einfallsreich. Weiß flüstert entweder „Mein Engel!“ oder aber „Ruhe in Frieden“. Und wer Mut zur Farbe zeigt, der braucht auch wirklich Courage („Er kennt nicht mal meine Lieblingsfarbe!“) Wie viele Blumen nimmt man eigentlich am besten? Eine einzige, weil die Beschenkte schließlich die eine Einzige für einen ist? Eine ungerade Zahl? Bloß keine 13! Oder die Jahre der Beziehung in Blumen aufgewogen? Schwierig bei 6 ¾. Vielleicht doch lieber Schokolade schenken? In diesem Fall siehe Warum man(n) am Valentinstag mit Schokolade immer falsch liegt.

Der schönste Strauß, den ich in Erinnerung habe, war jedenfalls kein Valentinsgeschenk, sondern stand auf dem Tisch einer kleinen Osteria in Dosson di Casier in Venetien. Aus einer Vase, die sich als Suppentopf entpuppte, ragten lange purpurne Blätter mit schneeweißen Adern. Ein prächtiger Anblick! Und zugleich unsere Vorspeise, wie uns die Kellnerin freundlich mitteilte, während sie kleine Schüsselchen mit Sauce vor uns platzierte. Unser Winterblumenstrauß war im Grunde ein Wintergemüse von Paolo Manzans Nonno Andrea Farm, die wir am Nachmittag besucht hatten.

Schöner als jeder Blumenstrauß: Radicchio di Treviso
Schöner als jeder Blumenstrauß: Radicchio di Treviso

Nicht umsonst wird der Radicchio di Treviso auch als Blüte des Frosts bezeichnet. Zwei frostige Nächte bei bis zu minus 7 Grad muss dieser auf dem Feld ausharren, bevor er geerntet und nach der Wiederbelebung mit fließendem Wasser seinen zweiten Frühling erlebt. Eigentlich ein schönes Symbol im Sinne von „in guten wie in schlechten Zeiten“. Die großen äußeren Blätter, die ihre Arbeit als Bodyguards für die zarten Triebe im Inneren geleistet haben, werden entfernt und darunter kommt eine violette Pracht zum Vorschein, die nicht nur Rosen und Tulpen mit ihrer Schönheit aussticht, sondern auch noch herrlich aromatisch ist. Ob in eine Senfsauce getunkt, in Öl eingelegt, im Risotto oder in einer Quiche verbacken. Wem die Eisblumen aus Italien zu bitter sind, der schnürt einfach einen marktfrischen Strauß aus buntem Mangold, Kohl, Karotten, Kräutern und Chilis. Damit ist obendrein die Grundlage für das romantische Abendessen geschaffen – und das nicht nur am Valentinstag. Wie schenkt man jemandem schließlich besser sein Herz als mit einem Strauß Artischockenherzen?

 

 

Hier ein paar besonders schöne Vorbilder für das eigene #ediblebouquet oder #vegetablebouquet:

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