Um das Geld trink ich noch was!

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Im Urlaub tanzt man am Strand Limbo, trägt Sonnenhüte, die man zuhause nicht einmal der Altkleidersammlung zumuten möchte, und honoriert sogar die nach einer Stunde endlich zu einem durchgedrungene kalte Pizza mit Trinkgeld. Mit der Badehose zieht mancher Urlaub auch gleich die Spendierhosen an. Während man sich daheim über die saftigen Preise der Kaffeehäuser echauffiert, legt man für den Eineurozwanzig-Espresso in Bibione freiwillig die Differenz zum teuren Kurzen von zuhause drauf. Runde Beträge, die man beim Wirten ums Eck immer exakt begleicht, werden freigiebig sogar noch einmal extra aufgerundet. Der eitle Gockel im Kellnerkostüm, der so generös dafür Sorge getragen hat, dass über die Pasta Napoli kein lebensgefährlicher, weil histaminhaltiger Parmigiano-Reggiano geraspelt wird, darf sich über eine mancia freuen, mit der sich gleich drei Portionen Käse begleichen ließen. Das Trinkgeld drückt man ihm, genauso wenig wie dem Personal in Frankreich, Spanien und Portugal nicht etwa in die Hand, sondern lässt es anschließend – häufig mit einer soeben erst erstandenen Sonnenbrille – einfach auf dem Tisch liegen. Es sei denn, der Restaurantbesitzer hat nostradamusartig vorhergesehen, wie zufrieden man mit dem Service sein würde, und die Entlohnung dafür bereits als coperto verbucht. Darin sind übrigens auch das Brot und die Butter enthalten, für die mancher unkundige Urlauber als Dankeschön noch ein, zwei Euro extra springen lässt.

Wer nicht gleich beim ersten Mahl in fremden Gefilden ungut auffallen möchte, tut gut daran, sich vorab über die Trinkgeld-Gepflogenheiten seines Reiseziels zu informieren. Man will schließlich nicht die Hand beißen, die einen durch die schönste Zeit im Jahr füttert. Während die Bedienung in England, der Türkei, Ägypten, Marokko und Schweden gerne die Hand aufhält, muss man in Japan und Thailand aufpassen, dass man diese nicht aufgelegt bekommt, wenn man seine Almosen anbietet. Was für die Asiaten eine Beleidigung, ist für das Servicepersonal in Amerika und Kanada eine Notwendigkeit. Wer um einen Hungerlohn mit überladenen Tabletts jongliert und wahre Kunststücke im Kopfrechnen vollbringt, hat sich einen angemessenen tip mehr als verdient. Mit wie viel Trinkgeld man wo auf der Welt goldrichtig liegt, hat das Onlineportal bookatable.com in einer Tabelle zusammengefasst. In Deutschland und Österreich freut sich die Bedienung übrigens auch, wenn ihr Einsatz honoriert wird. Bevor man nach dem Urlaub zurück in der Heimat die Spendierhosen wieder auszieht, könnte man dem einen oder anderen Wirt im eigenen Grätzel noch einen Besuch abstatten. Im Gegensatz zum Saisonarbeiter vom Strand ist der nämlich das ganze Jahr um das Wohl seiner Gäste bemüht. Und wenn man schon mal dort ist, kann man auch gleich den albernen Sonnenhut getrost vergessen.