Aller guten Dinge sind fünf.

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Ein vegetarischer Kochkurs unter der Anleitung von Ernährungsberaterin Dr. Claudia Nichterl in ihrem Essenz Kochstudio? Da sollte ich eigentlich ganz in meinem Element sein. Die Tatsache, dass mich an diesem Abend eine Einführung in die Fünf-Elemente-Küche erwartet, stimmt mich jedoch ein wenig skeptisch. Von dem Seminar, das ich im Jahre Schnee besucht habe, um mehr über das Kochen im Kreis der fünf Elemente zu erfahren, ist mir heute noch ganz schwindlig. „In China werden Ärzte nur bezahlt, solange ihre Patienten gesund bleiben“, beginnt Frau Nichterl die theoretische Einführung. „Wenn der Patient krank wird, hat der Arzt versagt.“ Deshalb lege man in der traditionell chinesischen Medizin auch besonders viel Wert auf Prävention wie etwa durch die richtige Ernährung, erfahren wir. Wir, das sind sechs Frauen und – Überraschung! – auch drei Männer, die sich in der fleischlosen, fernöstlichen Kochkunst versuchen möchten. Die fünf betreffenden Elemente hat jeder von uns zumindest schon einmal gehört. Feuer, Wasser und Erde liegen einem bereits auf der Zunge. Bei Metall und Holz in Zusammenhang mit Kochen denkt unsereins schon eher an Edelstahltöpfe und Pfannenwender. Jedem Element ist eine Geschmacksrichtung zugeordnet, was bei Wasser – salzig naheliegender erscheinen mag als bei Erde – süß oder Feuer – bitter. Damit die Geschmacksnerven einen Freudentanz aufführen, ohne dass sich der Magen im Dreivierteltakt mitdreht, sollte in einem Gericht nach Fünf-Elemente-Ernährung jede davon vertreten sein.

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Kichererbsen-Muffins, Gemüsesalat, lauwarmer Bohnen-Kräuter-Pilz-Salat, Kartoffelnudeln

Eine weitere wichtige Rolle, die wesentlich komplizierter klingt als sie ist, spielt die thermische Wirkung einzelner Lebensmittel. Kalte Lebensmittel wie Südfrüchte oder Gurken helfen uns, vereinfacht gesagt, im Sommer cool zu bleiben, während wir uns im Winter vor allem für heiße Lebensmittel wie würzige Lebkuchen und auch mal einen Schnaps auf der Skihütte erwärmen können. Unser Körper scheint somit ein wahres Naturtalent in Sachen Fünf-Elemente-Gusto zu sein. Oder hatten Sie im Dezember schon oft Verlagen nach Wassermelone?

Bild: © Sarah Krobath
Dinkel-Spaghetti mit Linsen-Bolognese, Quinoa-Auflauf mit Zwetschgen

Nach etwas Theorie binden wir uns die Schürzen um und tauschen Kugelschreiber gegen Sparschäler, Gemüsemesser und Kochlöffel. Während wir uns durch eine Linsen-Bolognese und einen Quinoa-Auflauf mit Zwetschgen kochen, stelle ich verblüfft fest: Ich koche bereits des Öfteren nach den fünf Elementen – wenn ich zum Beispiel Zwiebeln in Olivenöl anschwitze, Linsen hinzufüge, alles mit Apfelessig ablösche, mit Curry würze und Apfelspalten darüber streue – es war mir nur noch nicht bewusst. Wetten, auch Sie haben schon einmal Wasser für eine Suppe erhitzt, Gemüse wie Karotten, Kartoffeln und Brokkoli hineingeschmissen, Lauch, Lorbeerblätter oder Ingwer dazugeben, und das ganze mit Salz und etwas Petersilie verfeinert – Gimme Five! Kochen nach den fünf Elementen ist also alles andere als unnatürlich. Außerdem bleibt es einem selbst überlassen, ob man sich strikt an die Reihenfolge hält oder einfach ein wenig bewusster mit Zutaten und Gewürzen jongliert. Weil ich mich selbst nur ungern Rezepten unterwerfe und beim Kochen mehr mit dem Herz als dem Kopf dabei bin, habe ich mir einfach ein paar elementare Tipps herausgepickt, die ich weiterhin befolgen werde.

Meine 5 Tipps zur 5-Elemente-Küche:

1. Das Gute liegt so nah: Was vor unserer Tür gerade Saison hat, passt auch am besten zu unserem Temperaturgefühl – Tomaten kühlen im Sommer, Maroni wärmen im Winter. Frische heimische Zutaten sind für jedes Gericht die ideale Grundlage.

2. Kochen wie Oma: Ein wenig Salz zum Palatschinkenteig, etwas Zucker in die Bolognese. Je mehr Geschmacksrichtungen enthalten sind, desto besser – für die Organe und den Geschmack.

3. Heißes Wasser, fertig, los: Wasser aus dem Wasserkocher ist ein guter Anfang, um den Kreis im Element Feuer zu beginnen. Kurz gedünstetes Gemüse ist auch in kalten Speisen wie Salaten bekömmlicher und liefert mehr Energie als Rohkost.

4. Neutrale Stammgäste: Hülsenfrüchte, Pilze und Getreide gelten als „neutral“ und stehen am besten das ganze Jahr über auf dem Speiseplan. Mein neuer Favorit nach dem Kochkurs: Quinoa.

5. Weniger Salz, mehr Kräuter und Gewürze: Das Abschmecken zum Schluss vollendet den Geschmack wie auch den Kreis der Elemente. Einfach nachschauen, welches Element noch fehlt, und dementsprechend nachwürzen.