Zum Kochen auf die Straße gehen. Oder besser: fahren.

Bild: © Slow Food Youth Network Wien

Essen kann man überall. Im Bett, während dem Autofahren, verbotenerweise auch in der U-Bahn, beim Picknick auf der grünen Wiese und als Teilnehmer der Tour de France sogar auf einem Fahrradsattel. Mit dem Kochen ist das schon schwieriger. Schließlich braucht man Strom oder Gas, oder wenigstens offenes Feuer. Letzteres lässt sich zwar per Feuerzeug unkompliziert überall hin transportieren, aber man kann ja nicht mal eben einen Hauptplatz in Brand stecken. Um möglichst viele Menschen für gutes und nachhaltiges Essen zu mobilisieren, ist es jedoch von Vorteil, selbst mobil zu sein. „Von wegen, wenn die Küche nicht zum Propheten… – nichts da!“, hat sich eine Gruppe an Studenten der Universität für angewandte Kunst gedacht und eine Popup Küche auf die mit Rollen versehenen Tischbeine gestellt. Drei mobile Küchenwägen, vollausgestattet mit den jüngsten Tüfteleien der NEFF- und RIESS-Ingenieure, Schubladen und Küchenwerkzeugen. Um im Rahmen der Eröffnung der Essence Jahresausstellung vor dem Wiener Künstlerhaus Kochen als sozial-künstlerische Aktion zu inszenieren, wurde wochenlang – wie auch die ganze Nacht davor – an den Kücheneinheiten geplant und gewerkelt.

Bild: © Slow Food Youth Network Wien

Am 26. Juni war es dann endlich soweit, statt Käsekrainern und Dönern gab es am Karlsplatz von einer Stunde auf die andere plötzlich Dinkelrisotto mit Erbsen-Minze-Pesto, Ofengemüse gesponsert vom Biohof Adamah, Kartoffelsuppe und süße Semmelknödel. Bis in die Nacht hinein schwangen die Mitglieder des Slow Food Youth Networks Wien ihre Kochlöffel und verköstigten Passanten mit frisch zubereiteten Gerichten aus nachhaltig hergestellten Lebensmitteln. So schnell wie sie aus dem Nichts aufgetaucht war, war die Popup Küche dann auch wieder verschwunden – bereit, um anderswo aufzukochen und dafür Aaahs, Ooohs und vor allem Mmmhs zu ernten. Solche Laute des Staunens sind auch Walter Swoboda sicher, wenn er mit seinem Crêpe Stop auf Tour geht. Was früher ein gewöhnlicher Drahtesel war, macht heute als mobiles Genussgefährt mit einer Gas- und zukünftig auch Strombetriebenen Crêpeplatte Tom Turbo Konkurrenz.

Bild: © crepestop.at

Bei hauchdünnen Palatschinken mit Füllungen von Ratatouille mit Lamm, über Zwetschgen auf Sauerrahm mit Mohn, bis hin zu Ziegenkäse, Rosmarin und Honig können die Langos- und Donut-Wägen, die man auf Veranstaltungen bereits eine Woche vor deren Beginn zehn Meter gegen den Wind riecht, ihren Tiefkühl- und Fritteusen-Fraß einpacken und sich vom Acker machen. Wer Wert auf Qualität und gute Zutaten legt, hat auch nichts dagegen, ein paar Minuten auf sein crêpegewordenes Glück zu warten – vor allem, wo man doch dabei dem sympathischen Hobbybäcker über die Schulter geradewegs auf die Platte schauen kann. In Kopenhagen lockte im Mai 2011 eine Popup Kitchen-Aktion des Organic Farm Shops Aarstiderne an zwei Tagen sogar mehr Gäste an, als es den meisten Restaurants binnen einer Woche gelingt. Zur Schnippeldisko, die das Slow Food Youth Movement Deutschland diesen Jänner in Berlin veranstaltete, um auf die Verschwendung guter Lebensmittel aufmerksam zu machen, reisten sogar über 200 freiwillige Helfer an. Insgesamt wurden bei der Aktion 1,3 Tonnen überschüssiges Gemüse zu einer „Protestsuppe“ für die Teilnehmer der Wir haben es satt-Demo verkocht. Foodwriter Paula Crossfield hat einmal gesagt: „When you bring people together at one table and feed them well, there are always things that they can agree on.“ Warum also nicht mehr Tische und Küchen auf Räder stellen und die Sache ins Rollen bringen?

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  • so ein crepeshop dürfte sich auch gerne mal vor meine arbeitsstelle stellen 😀

  • Ich hoffe auch, bald wieder in den Genuss der feinen Crêpes zu kommen. Wenn man Bands und Artist auf ihrer Tour nachreisen kann, warum nicht auch Köchen und Bäckern? 😉

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