Glasvergleich: The Perfect Match zu Gast im Guesthouse Vienna

Match Making bei "The Perfect Match" im Guesthouse Vienna © Sarah Krobath
Match Making bei „The Perfect Match“ im Guesthouse Vienna © Sarah Krobath

Glasvergleich in der Tischrunde. Noch liegen beide Kandidaten überall gleich auf, was sich aber ändern wird bis die Teller leergegessen sind. Weningers Kékrankos Faß 26 oder Vallée du Paradis Le Pointilliste von Grand Guilhem, wer wird das Rennen machen? Bis zur Halbzeit, sprich der Hälfte des gratinierten Ziegenkäses auf roter Rübe mit altem Balsamico und gerösteten Mandeln, liegt zumindest bei mir der kühl-würzige Ungar, der leichter als das Gros seiner Artgenossen aus dem Mittelburgenland daherkommt, vorne – „Blaufränkisch reduziert auf das Maximum“, wie ihn der Winzer beschreibt. Dann holt der Südfranzose auf. Er hängt sich an die Mandeln und süßen Mini-Baisers dran und punktet mit seinem spannenden Säure-Tannin-Spiel. Das war (Länder-)Match Nummer drei von insgesamt sechs, die Agora Vino-Gründer Leo Kiem passend zu den Gerichten von Küchenchef Markus Leitner kuratiert hat.

Die Gastronomie und mich verbindet eine Art Hass-Liebe. Ich kann ab und zu nicht anders als Gastgeber zu sein.

Leo Kiem, Agora Vino

Gelungene Kooperationen verlangen nach einer Fortsetzung. So auch jene von „The Perfect Match“ und The Guesthouse Vienna. Nachdem die beiden bereits im Februar Weinliebhaber und Genießer mit raffinierter Küche und spannendem Weinhandwerk – damals mit Markus Faulhammer vom Weingut Schützenhof – zusammengebracht hatten, luden sie Ende September zu Teil zwei. Die Gelegenheit für mich, die Guesthouse Brasserie & Bakery, die ich bisher nur vom Frühstück (Eggs Benedict zum Reinlegen und frisches Gebäck aus der hauseigenen Bäckerei) und der Kaffeepause (Patisserie Galore!) kannte, einmal abends zu besuchen, Wandersommelier Leo Kiem endlich bei einem „Perfect Match“-Event live in Aktion zu erleben und mich mit Franz (Reinhard) Weninger durch seine Soproner Weine zu kosten. Herzlichen Dank für die Einladung!

Schon vor dem Dinner kam im Gespräch mit Franz Weninger viel Spannendes auf den Tisch © Sarah Krobath
Schon vor dem Dinner kam im Gespräch mit Franz Weninger viel Spannendes auf den Tisch © Sarah Krobath

Der eigene Geschmack ist der beste „Leerer“

Das Beste an einem Degustationsmenüs mit Weinbegleitung wie diesem ist, dass du bekommst, was du selbst vielleicht nie bestellt hättest. Gerade zum ersten Mal von der ungarischen Rebsorte Zenit – einer Kreuzung aus Bouvier und Tausendgut – gehört, kannst du dir wenig später kaum einen besseren Kompagnon zu den fruchtigen Kürbisagnolotti mit Burrata und Hanfsamen vorstellen als die süffige neue Bekanntschaft. (Hurra, noch ein Gang mit Käse!)

Südfrankreich vs. Sopron zum Ziegenkäse auf roter Bete | Zenit vs. Zenit Faß zu den Kürbisagnolotti
Südfrankreich vs. Sopron zum Ziegenkäse auf roter Bete | Zenit vs. Zenit Faß zu den Kürbisagnolotti © Sarah Krobath

Richtig interessant wird’s aber dann, wenn sich nicht nur die Weine, sondern auch die Ideen des Sommeliers und die Erwartungshaltung der Gäste ein kleines Match liefern. Etwa beim österreichischen „Sherry“ Perdix vom Kloster am Spitz zum würzigen Beef Tea mit Ochsenschlepp und Liebstöckel oder dem Pet Nat Tout pète von Les Dolomies zur Schokoladenganache mit Sauerrahmeis und Safranbirne. Monogamie kommt beim letzten Gang angesichts des fein bitteren Merwut [sic!] von Dorst & Consorten mit herrlich ätherischen Zitrusnoten aber gar nicht erst infrage.

Entweder es matcht oder es matcht, es passt oder es konkurrenziert.

Manfred Stallmajer, Direktor The Guesthouse Vienna

Kleiner weißer Bär vs. Steirerbub zum Lachsforellentartar mit Karfiol und Brunnenkresse | Edelzwicker vs. Austro-Sherry zum Beef Tea mit Ochsenschlepp und Liebstöckel
Kleiner weißer Bär vs. Steirerbub zum Lachsforellentartar mit Karfiol und Brunnenkresse | Edelzwicker vs. Austro-Sherry zum Beef Tea mit Ochsenschlepp und Liebstöckel © Sarah Krobath

Die leere Flasche ist immer noch der beste Indikator für guten Wein.

Franz Reinhard Weninger, Weingut Weninger

„Die leere Flasche ist immer noch der beste Indikator für guten Wein“, ist Franz Weninger überzeugt. Und auch die Favoriten der Gäste ließen sich ganz gut an den zuerst geleerten Gläsern ablesen. Abgesehen vom allseits beliebten Kèkfrankos Steiner, der sich vom rosa Lammrücken bereitwillig huckepack nehmen ließ, waren das übrigens nicht immer dieselben. Denn selbst bei einer noch so perfekt auf die Gerichte abgestimmten Weinbegleitung entscheidet letztendlich der eigene Geschmack, was für einen persönlich besser passt und was weniger. Gut so, dadurch geht einem bei den Perfect Match-Abenden der Gesprächsstoff nämlich nie aus.

Weningers Frettner Cabernet Franc vs. Steiner Kékfrankos zum rosa Lammrücken mit Kräutergrießschnitte, Brimsen und Gojibeeren © Sarah Krobath
Frettner Cabernet Franc vs. Steiner Kékfrankos zum rosa Lammrücken mit Kräutergrießschnitte, Brimsen und Gojibeeren © Sarah Krobath

Die nächsten Termine von „The Perfect Match“ gibt’s bei Agora Vino.

Alle News und Veranstaltungen von The Guesthouse findest du hier.

Einen virtuellen Spaziergang mit Franz Weninger durch seinen biodynamischen Blaufränkisch-Weingarten machst du mit diesem Video. Noch besser: selbst am Weingut in Horitschon vorbeischauen  – aber bitte vorher anrufen!

Carmelia Ganache mit Wermut vs. Pet Nat | Der Morgen danach
Carmelia Ganache mit Wermut vs. Pet Nat | Der Morgen danach