Sommeliers sind DJs. Keine Jukeboxen.

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Verglichen mit dem Ermittlungsverfahren, bei dem der Sommelier Attribute abfragt bis sich die Hinweise auf meine Vorlieben zu einem Phantombild verdichten, ist das Gespräch, in dessen Genuss eine Kollegin von mir kürzlich gekommen ist, Musik in meinen Ohren. Statt über Rebsorte, Region und Vinifikation zu reden, schlüpfte der Sommelier in die Rolle eines DJs und erkundigte sich nach der gewünschten Lautstärke und dem bevorzugten Klang. In der Tat muss man kein Synästhetiker sein und Farben riechen können, um festzustellen, dass jeder Wein seinen eigenen Sound hat, der mal mehr, mal weniger zur Stimmung passt. Überflüssig zu erwähnen, dass diese ebenso kompetente wie einfühlsame Beratung großen Anklang bei meiner Kollegin gefunden hat. Die darauffolgende Empfehlung ihres weingewordenen Lieblingsliedes, dem vergleichsweise lauten Graupert Grauburgunder von Meinklang, war nur die Zugabe.

(Text erschienen in der Beilage des Sommelierverbandes im Falstaff Karriere 05/2017)