Das Meinklang Festival feiert Landwirtschaft, Wein, Natur und Musik

Bilder © Meinklang

Wie begeistert man jemanden ohne Bezug zur Landwirtschaft für Biodynamie? Wie zelebriert man ökologische Verantwortung statt sie zu predigen? Und wie bringt man die persönlichen Werte so vielen Menschen wie möglich näher? Das Team vom Demeter-Hof und -Weingut Meinklang hat darauf eine unkonventionelle Antwort gefunden, die sich von 18. bis 20. Juni in der Pannonischen Tiefebene live erleben lässt.

Festival, wer denkt da nicht sofort an die Gänsehaut, die sich breit macht, wenn endlich der vertraute Sound der Lieblingsband von der Bühne schallt, an ganze Wochenenden unter freiem Himmel und eine ansteckende Stimmung, die so positiv ist wie wohl auch der Alkotest beim Großteil der Besucherinnen und Besucher ausfallen würde. Festivals bedeuten meistens allerdings auch stickige Zelte auf schattenlosen Einöden, lauwarmes Diskont-Dosenbier und zurückbleibende Stillleben aus Absperrbändern, dreibeinigen Campingsesseln und jeder Menge Plastik und Alu, mit denen sich ganze gesellschaftskritische Konzeptkunst-Ausstellungen füllen ließen. Von dem kulinarischen Ausnahmezustand, über den ich hier vor neun Jahren sinniert habe, ganz zu schweigen.

Die Vielfalt zelebrieren im Einklang mit der Natur

Geht es nach Niklas Peltzer und der Familie Michlits, die im burgenländischen Pamhagen einen der größten biodynamisch bewirtschafteten Höfe Europas samt Weingut betreibt, sollen schon bald Begriffe wie Nachhaltigkeit, ökologische Verantwortung und biodynamische Landwirtschaft in den Erfahrungsschatz von Festivalgehern aufgenommen werden. Bei den Besucherinnen und Besuchern des Meinklang-Festivals, das von 18. bis 20. Juni auf einer stillgelegten Baumschule auf der ungarischen Seite des Hofes (Reisepass einpacken!) stattfindet, stehen die Chancen dafür gut.

Neben rund 20 Musikkünstlerinnen und -künstlern, die mit den Veranstaltern in Sachen ökologischer Zukunftsgestaltung auf der selben Wellenlänge sind, wird das laufend ergänzte Line-up engagierte Landwirtinnen und Landwirte, internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ebenso wie zukunftsorientierte Gastronominnen und Gastronomen beinhalten, die ihr Wissen und ihre Leidenschaft in Vorträgen, Diskussionen und Workshops weitergeben. Ganz im Sinne der nach Demeter-Richtlinien wirtschaftenden Gastgeber gibt auch in den Bereichen Catering, Geschirr, Toiletten und Co Nachhaltigkeit den Ton an.

Foto © Meinklang

Niklas Peltzer von Weingut Meinklang gibt im Interview einen Vorgeschmack auf das vielversprechende Festival.

Biodynamische Landwirtschaft und Festival-Feeling, wie passt das zusammen?

Für uns schließt das eine das andere nicht aus, wir wollen eben genau diese zukunftsorientierte Wirtschaftsweise der biodynamischen Landwirtschaft und die positive Auswirkung dahinter möglichst vielen Menschen erlebbar machen. Uns lag schon lange am Herzen, die Leute näher an den Hof zu bringen, diese Art der Landwirtschaft einfacher verständlich zu machen, mehr aus unserer Komfortzone herauszugehen und die Leute aktiv an einer Veränderung teilhaben zu lassen. Ein Festival verbindet für uns viele künstlerische Aspekte und eine gewisse Freiheit, was für uns auch in einer lebendigen Landwirtschaft basiert. Musiker, die eine starke Information mit sich tragen und Menschen in ihrem Alltag sehr stark begleiten, Köche, die passioniert etwas dazu beitragen, dass wahrhaftige Lebensmittel verkocht werden und Menschen sich gesund ernähren. Das ist für uns ein sich schließender Kreis, genau wie die biodynamische Landwirtschaft.

Euer Line-up geht über Music-Artists hinaus. Wie seid ihr an die Programmerstellung herangegangen? 

Für uns war es sehr wichtig, nicht nur ein Musik-Festival zu sein, sondern aktiv zur Weiterbildung, Entwicklung und Öffnung eines jeden einzelnen beizutragen. Deswegen lag von Anfang ein gleichwertiger Fokus auf Musik, das Kochen und die Miteinbeziehung von Menschen, die einen Teil dazu beitragen, Dinge zu verbessern. Wir haben ein gleichwertiges Programm, weitreichend über viele Aktivitäten in der Natur, spannende Seminare „in the forest“, Workshops und aktive Beteiligungen und natürlich Musik auf zwei Bühnen. Der erste Tag steht unter dem Thema „Food & Farming“ mit vielen inspirierenden Menschen rund um Landwirtschaft, Kochen, Backen und natürlich auch Wein. Der zweite Tag dreht sich dann um das Thema „Health“ – wie weitreichend haben die Lebensmittel, die wir essen eine Wirkung auf unsere Gesundheit? Wir wollen hier versuchen, Gesundheit ganzheitlicher anzugehen und laden dazu Mediziner und Wissenschaftler ein. Der dritte Tag begleitet dann das Thema „Sustainability“ im Allgemeinen mit Menschen aus Wirtschaft und Sozialem, die ihre Sicht auf diese Thematik erläutern.

Festivals sind nicht gerade für großartiges Essen bekannt. Worauf setzt ihr bei eurem Speisenangebot?

Wir werden ein sehr ausgefallenes Speisenagebot anbieten, alles rein biologischer und biodynamischer Herkunft, viel vom eigenen Hof wie Fleisch, Getreide und natürlich den eigenen Demeter-Wein und Bier. Thomas Piplitz und das Team um das Mocking Gasthaus kümmern sich um ein frisch und selbst zubereitetes Speisenangebot, was mit Sicherheit einmalig ist für ein Festival. Noch dazu unterstützen uns viele tolle Wiener und internationale Köche. Aus Wien kochen unter anderen das Mochi und Karma Food auf. Es werden auch noch einige weitere Highlights dabei sein, die wir jetzt aber noch nicht verraten.

Neben „Musik, Food & Talks“ kündigt ihr auch „Mystery“ an. Was darf man sich darunter vorstellen?

Wie das Wort schon sagt, wollen wir dies ein wenig offen lassen. Mystery bezieht sich im Festival auf die allumfassende Energie und den Geist, den das Festival trägt. Nicht einfach nur ein Festival zu sein, sondern ein Ort, wo man erlebt und inspiriert wird. Eine 80 Hektar große verwilderte Baumschule dient uns als magischer Ort mit viel Natur und Platz. Es werden viele kleine Dinge passieren, die man auf dem Festival ohne jegliche Ankündigung selbst ergründen muss.

Was können wir als Besucher zur möglichst nachhaltigen Umsetzung des Festivals beitragen?

Viele Dinge können helfen, damit wir ein Vorzeigebeispiel für ein wirklich nachhaltiges Festival werden. Zum einen wäre es toll, wenn möglichst viele Menschen gemeinsam fahren oder auch den Zug nach Pamhagen nehmen, von dem wir einen gratis Shuttle anbieten. Am besten nehmt ihr ein Zelt mit und bleibt alle drei Tage bei uns auf dem Festival, statt unnötig hin und her zu fahren – wir garantieren tolle Erlebnisse und ein köstliches Bio-Frühstück. Des Weiteren möchten wir alle Besucher bitten, keinen Müll und vor allem kein Plastik mitzunehmen. Wir werden Plastik vermeiden und haben ein ausgeklügeltes Waste-Management. Bringt wiederverwendbare Trinkflaschen mit, um Leitungswasser aus unserem eigenen Brunnen zu nutzen. Lasst euch auf die Natur ein und genießt sie, aber respektiert sie auch!

Meinklang Festival
18.-20. Juni 2020
Pannonische Steppe, Nähe Neusiedlersee
Tickets & Infos auf meinklang-festival.com

Werner und Angela Michlits, Niklas Peltzer © Meinklang