Gradwanderung

Mit David Sedaris nach einer Lesung in Barolo, 2013
Auf ein Wort (und einen Wein) mit David Sedaris, 2013 in Barolo © Sarah Krobath

Geht es nach Humorist David Sedaris, so gilt es, zwei Sätze in möglichst vielen Sprachen zu beherrschen: „Der Wein ist zu teuer“ und „Sie sprechen zu schnell“. Nun bringt es erfahrungsgemäß eher wenig, sich beim Sommelier über den Preis eines Weins zu beklagen – ob auf Englisch oder Französisch. Sehr wohl aber über dessen Temperatur. Kaum ein Irrglaube hält sich so hartnäckig wie der, dass es sich bei Rotweinen um leicht fröstelnde Mimosen handelt, die auf alles unter 20 Grad verschnupft reagieren. So kann es passieren, dass das Pilzrisotto à la minute von einem aufgewärmten St. Laurent begleitet wird, der vor Hitzewallungen nur noch eines spricht, nein plärrt: Alkohol! Gerade einem finessenreichen Sortenvertreter mit lebendiger Säurestruktur und zarter Extraktsüße wie dem Rosenberg Respekt von Pittnauer lässt es sich bei ein paar Grad weniger viel besser folgen.

Manchmal braucht es zum Warmwerden eine Abkühlung.

(Text erschienen in der Beilage des Sommelierverbandes im Falstaff Karriere Dezember 2017)

Besser als ein Autogramm: Weise Weinworte „E trop(p)o caro il vino!“

Während meiner Studienzeit an der Universität der Gastronomischen Wissenschaften war David Sedaris im Juli 2013 vortragender Gast beim „Collisioni“ Kultur-Festival in Barolo. Eine Gelegenheit, die sich meine amerikanischen Studienkollegen und ich nicht entgehen ließen. Es gibt schließlich Schlimmeres, als vor vinophiler Traumkulisse mit reichlich flüssigem Proviant einem Meister seines Fachs zu lauschen. Über zu teuren Wein und velocemente quasselnde Italiener darf man sich trotzdem beschweren, findet David.